„Tumor-Avatare“ könnten helfen, wirksame Krebsbehandlungen zu finden

Von Mike Howie.

Es ist nicht immer einfach, eine wirksame Krebsbehandlung zu finden. Die Immuntherapie ist inzwischen zwar weit verbreitet und kann äußerst wirksam sein, aber sie funktioniert nicht bei jedem Patienten. Ärzte müssen für ihre Patienten zunächst die richtige Behandlung finden, was für Menschen mit einer so schwerwiegenden Erkrankung oft ein langwieriger und entmutigender Weg sein kann. Doch dieser Prozess könnte demnächst leichter werden.

Forscher des Niederländischen Krebsinstituts (NKI) haben eine Methode entwickelt, mit der wirksame Krebstherapien im Labor anhand einer Tumorprobe ermittelt werden können, wodurch Patienten das oft kräftezehrende Prozedere erspart bleibt.

Die von Daniela Thommen, Krebsforscherin am NKI, beschriebene Methode ist im Prinzip einfach: „Wir schneiden zunächst Tumorproben von Patienten in kleine Stücke und behandeln dann diese ‚Tumor-Avatare‘ außerhalb des Körpers des Patienten mit verschiedenen Therapien, um zu sehen, welche davon funktioniert.“

Die Idee hinter dem Verfahren klingt so einfach wie logisch, dennoch gab es einige Gründe, seine Aussagekraft in Frage zu stellen. Möglicherweise reagieren Tumore außerhalb des Körpers anders, sodass eine erfolgreiche Behandlung im Labor nicht unbedingt eine erfolgreiche Behandlung beim Patienten bedeutet. Aber die Ergebnisse des Teams waren ermutigend.

Laut Thommen konnte ein großes Problem, mit dem viele Wissenschaftler konfrontiert waren, gelöst werden, nämlich „die ursprüngliche Zusammensetzung und Struktur eines Tumors außerhalb des Patienten im Labor zu erhalten“.

Die Studie konzentrierte sich auf eine Art von Immuntherapie, die sogenannte PD-1-Blockade. Wie bei anderen Immuntherapien werden auch bei der PD-1-Blockade T-Zellen eingesetzt, um Krebszellen zu erkennen und zu vernichten. Einige Krebszellen sind jedoch in der Lage, T-Zellen zu inaktivieren und sich der Eliminierung zu entziehen. Um dies zu verhindern, werden bei einer PD-1-Blockade Inhibitoren eingesetzt, die Krebszellen an der Inaktivierung von T-Zellen hindern. Diese Art der Therapie hat sich bei einigen Formen von Melanomen, Nierenkrebs, Lungenkrebs und anderen Krebsarten als wirksam erwiesen. Nach dem Abgleich von Labor- und klinischen Ergebnissen von 38 Patienten fanden die Forscher heraus, dass die Reaktion der Tumor-Avatare erfolgreich vorhersagte, wie der Patient auf die Therapie ansprechen würde.

„Diese Ergebnisse bestätigen, dass wir nun über ein sehr leistungsfähiges Modellsystem verfügen, mit dem wir neue Diagnosen entwickeln und auf diese Weise die Immuntherapie personalisieren können“, so Thommen. Das Team fand auch einige unbekannte Prädiktoren dafür, ob ein Tumor auf eine Immuntherapie anspricht oder nicht, darunter drei Untergruppen von Tumoren, die nicht ansprechen, und entdeckte, dass ansprechende Tumore von spezifischen Immunzellen infiltriert worden waren und tertiäre lymphatische Strukturen bildeten. Diese Marker können nun getestet werden, um zu überprüfen, wie gut sie die Wirksamkeit einer Therapie vorhersagen können.

Bevor diese Methode zur Identifizierung der geeigneten Krebstherapie auf breiter Basis eingesetzt werden kann, muss die Forschung noch intensiviert werden, aber gegenwärtig sind die am 8. Juli 2021 in Nature Medicine veröffentlichten Ergebnisse vielversprechend.

Mike Howie ist bei Thermo Fisher Scientific als Content-Copywriter tätig.

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